Gedenken

Selbst Kinder aus Hausen starben in Auschwitz


Hausen war seit Jahrhunderten der Heimatort mehrerer jüdischer Familien. So steht es auf einer Gedenktafel geschrieben, die vor kurzem an der Bank vor dem Friedhof in Hausen, direkt gegenüber des Ehrenmals aufgestellt worden ist. Auslöser für das Gedenkprojekt waren die Recherchen von Christian Stolz, der als Professor an der Europa-Universität in Flensburg lehrt, aber aus Hausen stammt. Mit seiner Aufarbeitung der jüdischen Geschichte von Hausen führte er eine Idee zu Ende, die ursprünglich auf den 2022 verstorbenen Häuser Heimathistoriker Willi Thomä zurückgeht. Durch die Freundschaft der Familie Thomä mit den drei in den 1930 Jahren noch in Hausen ansässigen jüdischen Familien kannte dieser einige Personen aus seiner Kindheit noch persönlich. Als Stolz die Aufzeichnungen von Willi Thomä in den Händen hielt, stockte ihm der Atem. Er sah es als Verpflichtung an, weiter zu recherchieren, was mit Hilfe der einschlägigen internationalen Holocaust-Datenbanken, durch Archivarbeit und Anfragen bei zahllosen Behörden und Gedenkstätten gelang. Das erschütternde und ebenso traurige Ergebnis veröffentlichte er in einem Aufsatz, der online abgerufen werden kann (s. QR-Code). Von den 18 Mitte der 1930-er Jahren noch lebenden jüdischen Bürgern in Hausen wurden 13 nachweislich in den Vernichtungslagern der Nazis umgebracht. Unter anderem starben zwei kleine achtjährige Mädchen und ein zwölfjähriger Junge aus Hausen in den Gaskammern von Auschwitz und Treblinka. Von dem 14-jährigen Mädchen Lotte Rosenthal aus Hausen verliert sich die Spur um 1940. Selbst Recherchen im Britischen Nationalarchiv in London konnten ihr Schicksal bis heute nicht aufklären. Lediglich vier Personen aus Hausen überlebten den Holocaust durch ihre Flucht nach Uruguay und in die USA. Sie hatten noch versucht, ihre Eltern und Verwandten nachzuholen, was aber durch die Nazibehörden untersagt wurde. 

Für Stolz war klar, dass in Hausen dringend ein Gedenkort für diese Menschen eingerichtet werden muss. So stiftete er eine Gedenktafel, die in Zusammenarbeit mit dem Ortsbeirat Hausen Anfang Juli auf dem Hügel rechts neben dem Haupteingang zum Friedhof aufgestellt wurde. Dabei halfen die Ortsbeiratsmitglieder Harald und Michael Thorn. Nachmittags fand außerdem eine kurze Andacht mit der ebenfalls aus Hausen stammenden Autorin Srila Devi statt. Die Tafel enthält die Namen und Lebensdaten aller Ermordeten und außerdem einen QU-Code, über den der Fachaufsatz von Christian Stolz kostenfrei heruntergeladen werden kann. Er enthält Details zur Lebensgeschichte der betroffenen Familien.

Für Freitag, 1. November 2024 (Allerheiligen), ist außerdem ein Vortrag zur Geschichte der Juden in Hausen geplant. Nähere Daten dazu werden noch bekannt gegeben.